Nachruf Dr. Alois Grüner

„Du hattest für alle und alles ein offenes Ohr.“

Lieber Alois, 

als Du im Jahr 2000 von der damaligen Obfrau Maria Haidinger eingeladen wurdest, Mitglied des Vorstands der Hospiz-Bewegung Salzburg zu werden, hast Du zugesagt, Dich intensiv engagiert und die Entwicklungen der Organisation wesentlich mitgeprägt. Ich kann mich noch an mein eigenes Bewerbungsgespräch erinnern, bei dem Du dabei warst: Ein Theologe oder Philosoph wäre Dir wichtig für die Geschäftsführung, hast Du später zur Entscheidung gesagt. Aus einer Arbeitsbeziehung ist im Lauf der Jahre eine besondere Freundschaft geworden.

Ohne Dich gäbe es vieles im Hospiz- und Palliativbereich im Bundesland Salzburg nicht. Du hast immer weiter nach vorne und zugleich quer zu allgemeinen Trends gedacht. Du hast als Leiter der Abteilung für Gesundheitswesen den Aufbau der abgestuften Hospiz- und Palliativversorgung im Bundesland Salzburg unterstützt, Salzburg wurde in so manchem Vorreiter. Als das Anliegen für den Aufbau eines Tageshospizes an Dich herangetragen wurde, war es Dir wichtig, es mit den höchsten Qualitätsstandards eines selbständigen Ambulatoriums umzusetzen. So wurde es zum Vorzeigeprojekt im deutschsprachigen Raum. Du hast Dein hohes Detailwissen und Dein Interesse für die Sache in ruhiger und besonnener Weise eingebracht, mit Deiner liebevollen Sturheit und Hartnäckigkeit. Im Besonderen ging es Dir um die menschliche Seite des Gesundheitswesens, der Du Dich stets verpflichtet fühltest.

Lange bevor andere die Einschränkungen durch Deine Parkinson-Erkrankung wahrgenommen haben, hast Du Deine Entscheidungen getroffen und bist in den Ruhestand getreten. Danach hast Du die Zeit genutzt, um Dich, zu unserem großen Vorteil, mit noch mehr Energie für die Hospiz-Bewegung Salzburg zur Verfügung zu stellen.

Du hast Dich in vielfältiger Weise hier eingesetzt: Seien es Benefizkonzerte mit gemeinsamem Sesselschleppen in den Dom, Bierabholung vom Sponsor, Charity-Golfturniere mit Labestationen und Versteigerung, Dinnerkrimi, … nichts schien unmöglich. Du bist keiner Lebensfreude aber auch keiner Krisensituation ausgewichen. Mit unermüdlichem Verhandlungsgeschick hast Du die Übersiedelung des Tageshospizes in eine neue Wirkungsstätte begleitet. Hier hast Du auch für ein paar Jahre Dein neues Büro als Art „zweite Heimat“ bezogen und so am Alltagsleben in der Hospiz-Bewegung teilgenommen. Du hast Dich an den gemeinsamen Tisch zum Besprechen oder zum Essen gesetzt. In Deinem letzten Lebensjahr warst Du selbst Gast im Tageshospiz und konntest die hospizliche Fachkompetenz und Gastfreundschaft in Anspruch nehmen. Selbst da war es Dir immer an erster Stelle wichtig, niemand anderen, der es womöglich notwendiger brauchen könnte, den Platz „wegzunehmen“.

Für Dich stand der Respekt vor den Menschen mit ihren individuellen Bedürfnissen im Mittelpunkt, oberstes Prinzip war die Autonomie. Du hattest für alle und alles ein offenes Ohr. Unnachahmlich war Dein trockener Humor, durch Anekdoten und Witze hast Du auch schwierige Situationen aufgelöst, mit Gesellschaftsspielen, Gitarre und Gesang so manche Feier mit einem ganz persönlichen Stempel versehen. Stets war dein positiver und zukunftsorientierter Blick auf neue Entwicklungen gerichtet, den wir ganz in Deinem Sinn und in Gedenken an Dich beibehalten werden. 

Lieber Alois, herzlichen Dank für alles, was Du für die Hospiz-Bewegung getan hast.

Christof S. Eisl

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