25 Jahre Gastfreundschaft am Ende des Weges

Der Lebensraum Tageshospiz Kleingmain wird 25 Jahre alt. Er ist im deutschsprachigen Raum einzigartig,  es ist das am längsten ununterbrochen in Betrieb stehende Tageshospiz. 13 Jahre war der Lebensraum Tageshospiz im Kleingmainerhof beheimatet, seit 2013 dient ein Stall als Herberge: der ehemalige Radauerstall in Morzg.

Nach einem Informationstag im März 1992 in St. Virgil Salzburg wurde im Jahr 1993 die Hospiz-Bewegung Salzburg, Verein für Lebensbegleitung und Sterbebeistand gegründet, erste Obfrau war Dr. Ursula Dechant. Das Albertus Magnus-Haus in Salzburg Parsch diente damals als erste Heimatstätte.

Zu den wichtigsten Aufgaben in den ersten Jahren gehörte die Aus- und Weiterbildung von ehrenamtlichen Begleiter*innen und die Etablierung der Hospiz-Idee, um die Menschen in Salzburg mit den Themen Sterben, Tod und Trauer und dem Angebot der Begleitung in der letzten Lebensphase in Berührung zu bringen. Parallel dazu war es wichtig, das Angebot mobiler Begleitung auf- und auszubauen und die Finanzierung sicherzustellen. In den folgenden Jahren entstanden Hospiz-Initiativen im gesamten Bundesland, getragen von regional engagierten Menschen.

Österreichs erstes Tageshospiz. In diesen Jahren wurden die Grenzen ehrenamtlicher Arbeit und der Bedarf von effizienter Schmerztherapie und Symptombehandlung durch Palliativmedizin und Palliativpflege ersichtlich. Im Unterschied zu anderen Bundesländern entschied sich die Hospiz-Bewegung Salzburg in weiterer Folge für den Aufbau eines Tageshospizes. 

Seit 1997 wurde die Quartiersuche für die Hospiz-Bewegung und ihre Angebote mit Nachdruck betrieben. Ursula Dechant, erste Obfrau der Hospiz-Bewegung Salzburg berichtet:„Im Frühjahr 1998 besuchte uns eine englische Ärztin, um uns von ihrer Arbeit in den schon sehr weit entwickelten englischen Hospizen zu erzählen. Besonders positiv bewertete sie das Tageshospiz als Bindeglied zwischen mobiler und stationärer Betreuung von Sterbenden und machte uns Mut für die Verwirklichung eines solchen. Nach intensiver Suche eines passenden Objektes konnte im Frühjahr 1999 der Startschuss für den Umbau des Kleingmainerhofes zum Tageshospiz gegeben werden.“

Kleingmainerhof in Morzg. Der ehemalige Gasthof, der vorher als Altersheim geführt worden war, wurde der Hospiz-Bewegung Salzburg von der Stadtgemeinde als Hauptmieter angeboten. Schließlich konnte das gesamte Erdgeschoss für das Tageshospiz und eine zusätzliche Wohnung im ersten Stock für die Landesleitung für die Zwecke der Hospiz-Bewegung Salzburg adaptiert werden: Mit einem Aufenthaltsraum inklusive einer Teeküche, zwei Ruheräumen für Besucher*innen, einem behindertengerechten Badezimmer mit Pflegebad und Patientenlifter, dem Pflegestützpunkt und mit dem ärztlichen Behandlungsraum. „Es wurde so wohnlich und gleichzeitig funktionell, wie wir es uns erträumt hatten. Wir waren stolz und glücklich über das Gelingen unseres Projektes und hofften, dass es sich im Hospiz-Alltag bewähren würde!“ so Ursula Dechant.

Als ärztliche Leiterin konnte Dr. Irmgard Singh gewonnen werden, die von Beginn an das „Gesicht“ des Tageshospizes wurde: „Zu Beginn hatte ich keine Vorstellung, wie ein Tageshospiz funktionieren kann, doch mit der Erfahrung in der Umsetzung finde ich das Konzept genial, es ist erstaunlich, was das Tageshospiz für Betroffene leisten kann.“ Eine wesentliche Aufgabe zu Beginn bestand im Klären der Aufnahmekriterien: Bei der Aufnahme war es von Beginn an wichtig zu betonen, dass das Tageshospiz nicht als Angebot für pflegerische Grundversorgung, sondern ausschließlich für Palliativpflege bei unheilbar Kranken verstanden werden musste. 

Aus diesem Grund konnte immer erst im Rahmen des Erstgesprächs individuell entschieden werden, ob die oder der Betroffene aufgenommen werden kann. In diesem Zusammenhang war vor allem die Entscheidung wichtig, ob der Transport eine zu große Belastung darstellen oder ob der Nutzen für die Betroffenen überwiegen würde. Im Sinne einer guten Zusammenarbeit galt es, das Angebot klar von anderen bestehenden Einrichtungen abzugrenzen, um Konkurrenz zu vermeiden und den sorgsamen Umgang, den Kontakt und die Zusammenarbeit mit stationärem Hospiz, Hauskrankenpflege, Hausärzt*innen, Krankenhäusern und später dem stationären Hospiz zu gewährleisten und aufzubauen. Von den anfänglichen zwei Öffnungstagen musste in den nächsten Jahren bald auf drei und dann auf vier Tage pro Woche erhöht werden, da die Anzahl der zu betreuenden Personen stetig anwuchs.

Ein Stall als Herberge. Aufgrund der daraus resultierenden Raumnot wurde schon nach wenigen Jahren die Suche nach einem größeren Gebäude notwendig. Im Jahr 2011 bot uns die Familie Radauer ein Grundstück mit einem Gebäude – einem Stall – an. Genau genommen war ein so großes Projekt für einen Verein, wie es die Hospiz-Bewegung Salzburg ist, nur durch Mut, großes Vertrauen und das außerordentliche Engagement vieler Menschen möglich. Zwei Frauen, welche die Finanzierung erst ermöglicht haben, sind Ingeborg Rütgers und Gertraud Ruckser-Giebisch. Stadt und Land Salzburg und viele Spender*innen haben den Umbau unterstützt.

Endlich mehr Raum! Endlich mehr Luft. Endlich mehr Möglichkeiten. Mit dem Lebensraum Tageshospiz Kleingmain haben wir ein Haus gebaut, in dem wir Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt betreuen und fürsorglich begleiten können. Im neuen Zuhause fällt es uns noch leichter, sie als Menschen wahrzunehmen, sie nicht auf ihre Krankheit zu reduzieren. 

Der Einsatz dafür hat sich gelohnt! Herzlichen Dank allen, die uns in diesen 25 Jahren unterstützt, sowie allen, die in diesen Jahren haupt- und ehrenamtlich betroffene Menschen begleitet haben! Stop

 

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