Gitti Salzmann, Ehrenamtliche im Team Neumarkt der Hospiz-Initiative Flachgau, begleitete eine 98-jährige Faistenauerin, die am Stefanitag des letzten Jahres verstarb. Über diese Hospizbegleitung berichtet das Rupertusblatt in seiner aktuellen Ausgabe – sehr persönlich, sehr einfühlsam:
Leben und Sterben in Würde: Hospizbegleitung
Die Hospiz-Initiative Flachgau begleitet Menschen am Lebensende: Helga Iser verstarb am 26. Dezember mit 98 Jahren. Tochter Andrea berichtet, wie gut die Hospizbegleitung allen tat.
„Die Mama war ja kopfmäßig voll auf Zack, nur der Körper hat mit 98 Jahren seine Zeichen gesetzt“, sagt die Faistenauerin Andrea Ainz-Iser. Seit 14 Jahren habe die Mama in einer Einliegerwohnung im Haus der Tochter gewohnt. Seit Längerem schon war sie mit dem Rollator unterwegs, seit gut einem Jahr mehr und mehr auf Hilfe angewiesen. Bis sie am 30. September 2024 in der Wohnung stürzte. „Ab da war sie ein Pflegefall.“
Als pensionierte Krankenschwester auf einer Geriatriestation war es Andrea Ainz-Iser nicht fremd, sich um ältere Menschen zu kümmern und ihre Bedürfnisse zu kennen. Doch als Angehörige die Mutter zu versorgen und den eigenen Alltag zu stemmen, sei etwas anderes. Ein Glücksfall, dass eine ihrer Töchter in Innsbruck bei der Caritas arbeitet und wusste, dass es so etwas wie Hospizbegleitung gibt. Aber auch mit dem Wissen sei die Familie nicht so richtig „in die Gänge gekommen“, bis die Tochter alles von Innsbruck aus eingefädelt hatte. „Ich war beeindruckt, wie rasch Elfriede Reischl vom Neumarkter Team der Hospiz-Initiative Flachgau bei uns angerufen und geholfen hat.“
Begleiten mit vielen Gesprächen
Schnell war eine Hospizbegleiterin gefunden: Gitti Salzmann kannte Andrea Ainz-Iser eigentlich nur von den Eiern, die deren Mann regelmäßig ins Haus liefert. „Ich wusste gar nicht, dass die Gitti so etwas macht, aber es hat gut gepasst, auch für die Mama.“ Ab November kam Gitti einmal pro Woche am Nachmittag und besuchte Helga. Bei Keksen und Kaffee erzählte diese aus ihrem Leben, vom Krieg oder über ihre Zeit als Sekretärin von Alt-Landeshauptmann Wilfried Haslauer, über ihre Arbeit in der Wirtschaftskammer oder als Kassierin in der Salzburger Sparkasse. „Die Mama hat so gern erzählt. Das mit der Gitti hat ihr ihr voll getaugt. Ich hatte ja nicht immer stundenlang Zeit zum Ratschen“, spürte Ainz-Iser als Angehörige Entlastung. Sie machte an den Nachmittagen in Ruhe notwendige Einkäufe oder Behördengänge. Außerdem bekam Helga täglich Besuch von ihrer ältesten Enkelin.
Entlastung für die Angehörigen
Am 26. Dezember um 13.10 Uhr ist Helga Iser zu Hause gestorben. „Die Gitti war die Erste, die bei uns war. Sie hat uns wirklich geholfen. Sie hat uns auch Gespräche zur Trauerbewältigung angeboten, aber soweit sind wir noch nicht.“ Den Heiligen Abend konnte Helga noch mit der Familie verbringen, den Rosenkranz beten, Würstlsuppe essen und ein Stamperl Gurktaler genießen. Danach ging alles sehr schnell, der Hausarzt sei genauso wie Gitti an ihrer Seite gewesen, ist die Tochter dankbar.
„Wir möchten, dass mehr Menschen erfahren, wie gut Hospizbegleitung tut. Gitti hat mit der Mama auch über das Sterben gesprochen, sie hat eine ruhige Art, das hat der Mama geholfen.“ Obwohl der Tod der Mutter erst wenige Wochen her ist, erzählt Andrea Ainz-Iser (im Bild) gerne über die letzten Monate und die Entlastung, welche die Familie erfahren hat. Allen, die sich um Menschen am Lebensende kümmern, rät sie, sich bei der Hospiz-Initiative vor Ort Hilfe zu holen.
© Monika Hölzl/Rupertusblatt