Die Hospiz-Zwillinge Anni und Erni

Dank Martina Gratz-Michelag, Einsatzleiterin der Hospiz-Initiative Tennengau, begann die Geschichte oder anders gesagt, kam sie endlich zu einem guten Ende. Die Geschichte von Anni und Erni, die beiden Damen, die über Jahre verwechselt wurden, von der Doppelgängerin wussten und sich schließlich endlich, dank der Hospiz-Bewegung, kennen lernten.

Martina Gratz-Michelag, Einsatzleiterin der Hospiz-Initiative Tennengau, machte ihr Praktikum im Lebensraum Tageshospiz Salzburg und ging in ihrer Mittagspause in der Hellbrunner Allee spazieren. Da kam ihre eine Dame am Fahrrad entgegen, die sie in den Blick nahm, stehen blieb und ansprach: „Sie sind doch die Martina, ich bin Anni Egger und darf als Ehrenamtliche im Team der Hospiz-Initiative Tennengau anfangen.“ Die beiden vereinbarten, sich bald zu hören und gingen ihrer Wege. Am nächsten Tag im Tageshospiz war Erni als Köchin tätig und Martina sprach sie an, dass sie ihr so bekannt vorkäme.

„Nein, nicht Du auch noch … Ich weiß, ich habe eine Doppelgängerin und seit Jahren reden mich die Leute überall als Anni an! Und ich kenne diese Anni immer noch nicht. Jetzt will ich sie aber Mal kennen lernen!“ Martina erzählte, dass sie diese Anni gestern kennengelernt habe und die beiden gerne miteinander bekannt machen würde. Sie erzählte, dass auch Anni für die Hospiz-Bewegung als Ehrenamtliche arbeiten würde.

An dieser Stelle sei verraten, es würden sich noch viele andere Gemeinsamkeiten zeigen. Man muss wissen, dass Erni in den letzten 15 Jahren schon ein paar Mal ihre Telefonnummer weitergegeben hatte. Im Festspielhaus, beim Wandern an Menschen, die sie als Anni angesprochen haben, in der Hoffnung, dass sich die Doppelgängerin Anni bei ihr melden würde. Aber dazu war es bisher nie gekommen. Erni hat dann schon aufgegeben und sich gedacht, die will das nicht. Aber was blieb, war die Neugier! Anni weiß erst seit 5 Jahren von ihrer Doppelgängerin und hat einmal tatsächlich ihre Telefonnummer erhalten, „… und da habe ich mich dann nicht getraut, mich zu melden.“

Ja, sie haben viele Gemeinsamkeiten, aber doch auch ihre Verschiedenheiten. Als sie die Nummer von Martina bekam und erfuhr, dass Erni auch in der Hospiz-Bewegung tätig ist, hat sie sich gemeldet und es kam zum Treffen im Cafe Braun in Hallein im Sommer 2022. Und ja, die beiden haben sich sofort erkannt. Für einen Außenstehenden ist es wirklich erstaunlich wie ähnlich sich die beiden sind. Nicht nur im Aussehen, sondern auch in ihrem Stil, den Farben, Tücher, die sie gerne tragen, ihren Interessen und Verhalten … bis hin zur knallroten Handyhülle. Es werden Fotos gezeigt und es wird immer erstaunlicher, wie ähnlich sich die beiden sind. Sie würden als Schwestern durchgehen, wenn nicht sogar als Zwillingsschwestern.

Es hat sich in den letzten Monaten auch gezeigt, dass die beiden gut miteinander Kochen können, ohne große Worte. Sie finden sich diesbezüglich auch in ihrem Anspruch, Essen schön zu garnieren! Was noch ausständig ist, ist ein privates Treffen um sich näher auszutauschen. Der Weg zur Hospiz-Bewegung war unterschiedlich – bei Anni verstarb die Mutter früh. Sie suchte seither nach einem anderen, guten Weg des Begleitens von Sterbenden und der Kommunikation rund um den Tod. Ihr Interesse führte sie über die Bücher von Elisabeth Kübler-Ross und verschiedenen Filmen bis zur Hospiz-Bewegung und in die Tätigkeit im Ehrenamt.

Erni erzählt, dass sie von klein auf einen ganz natürlichen Zugang zum Tod hatte – als Dorftischler machte Ernis Vater auch Särge, die „Holztruhe“. Sie erlebte viele Verluste, arbeitete bei Rainbows mit Kindern, die durch Tod einen Angehörigen verloren hatten und fand so fast automatisch zur Hospiz-Bewegung. Nach dem Lehrgang für Lebens-, Sterbe- und Trauerlehrgang startete Erni noch im alten Tageshospiz Kleingmain. An dem Tag fiel die Köchin aus und da sprang sie ein und blieb dabei. Bis heute kocht Erni im Tageshospiz sehr gern. Jahrelang haben die beiden voneinander nur gehört, Martina hat es möglich gemacht, dass sie sich begegnet sind.

Wir freuen uns einfach sehr, dass wir uns schließlich doch noch kennen gelernt haben!“

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